Kätzin Skinny aus Raum Rom erzählt …
„Viele Menschen kennen mich mittlerweile, aber einige haben noch nie von mir gehört. Also schreibe ich Euch heute meine Geschichte.
Vor einigen Jahren wurde ich still und heimlich von meiner Mami geboren. Ob ich alleine war oder Geschwister hatte, weiß ich nicht mehr. Die erste Zeit war bestimmt schön mit Mami. Sie war warm und weich und hatte mich unglaublich lieb. Anfangs war mein Bauch immer voll mit der leckeren Milch die sie für mich hatte, doch mit der Zeit wurde es immer weniger, und mein Bauch war oft leer. Ihr ging es nicht so gut, sie hatte oft Hunger und fand nur wenig Nahrung. Auch ihr körperlicher Zustand war nicht optimal, um als Straßenkatze lange zu überleben.
Irgendwie schaffte sie es trotzdem, mich groß zu bekommen und so zogen wir eines Tages aus unserem Versteck aus und fanden unseren Platz bei einer anderen Katzengruppe auf einer Müllkippe. Hier gab es wenigstens immer etwas zu essen, auch wenn es nicht wirklich gesund war. Ich wuchs und wurde stärker, raufte mich mit anderen Katzen und machte das Beste aus meinem Leben. Eines Tages war Mami plötzlich verschwunden und ich habe sie nie wieder gesehen.
Die Jahre vergingen und bestimmt hatte ich 2-3 mal selber Babys, aber sie überlebten nicht und ich kann mich auch gar nicht mehr an sie erinnern. Das Leben auf der Müllkippe war nicht einfach. Oft schmeckte das gefundene Futter einfach nur ekelig, es gab nur schmutziges Wasser und überall lagen gefährliche Gegenstände herum, an denen ich mir Verletzungen holte. So nahm das Übel seinen Lauf …
Ich weiß nicht mehr genau wie es passierte, ob es durch einen Kampf war oder bei der Suche nach Futter. Jedenfalls verletzte ich mich ziemlich bös‘ an meiner Wange und es tat höllisch weh. Ich putzte mit meinen dreckigen Pfoten das Blut ab und die Wunde verschloss sich dann auch recht schnell. Ein paar Tage war alles wie immer, doch dann bekam ich schlimme Schmerzen. Mit meiner Pfote spürte ich, das meine Wange ganz furchtbar dick war, mein ganzes Gesicht war entstellt. Es schwoll immer mehr an, spannte, tat weh und ich konnte nichts mehr essen. Manchmal erwischte ich ganz weiches Futter, das ich dann schlucken konnte, denn kauen ging nun gar nicht mehr.
Ich wurde immer schwächer und nahm immer mehr ab. Manchmal ging die Wunde etwas auf und eine stinkende Flüssigkeit lief heraus. Das half aber nicht wirklich. Die Schmerzen waren nun dauernd da und nahezu unerträglich geworden.
Als ich kaum noch konnte, nahm ich eines Morgens einen wunderbaren Geruch wahr, dem ich sofort folgen musste. In einem Drahtgestell lag ganz leckeres, weiches Futter, dem ich einfach nicht widerstehen konnte. Plötzlich tat es einen Schlag und ich saß in der Falle. Ich hatte fürchterliche Angst und Panik, und als dann auch noch ein Mensch auf mich zu kam, dachte ich, ich müsste sterben. Menschen kannte ich bis dahin nur von weitem und niemals hätte ich freiwillig einen nahe an mich heran gelassen.
Damit begann mein zweites Leben, aber das wusste ich damals ja noch nicht.
Ich wurde in eine kleine Box getrieben und ein Mann in einem schicken Anzug stand vor mir und guckte mich skeptisch an. Ich hörte nur Gemurmel und so etwas wie „da ist nichts zu machen“, „die ist eh wild und völlig verhungert“ und das Wort „einschläfern“. Doch dann wurde meine Box wieder dunkel und es ging weiter. Wie ich später erfuhr, war das ein Tierarzt gewesen, der mich gleich einschläfern wollte, weil es wohl keine Hoffnung für „so etwas“ wie mich gäbe.
Jedenfalls wollte das meine Retterin nicht und so informierte sie die Arche KaNaum. Ohne zu überlegen sagten sie Hilfe zu und so kam ich am nächsten Tag – zum Glück! – in die richtigen Hände! Ich bekam Abends köstliches, weiches Essen und verbrachte die Nacht vollgefuttert und zufrieden in einem großen Käfig. Doch schon am nächsten Morgen wurde ich wieder in die kleine Box getrieben und als wenig später die Decke von meinem Korb gezogen wurde, roch ich sofort, dass ich wieder bei so einem Tierarzt war und ich bekam noch mehr Angst.
Dann wurde ich müde und schlief ein …
Als ich aufwachte, war meine Wange zwar immer noch dick, aber die Schmerzen waren endlich weg!
Ich hörte, wie meine Pflegerin etwas von einem „schlimmen Abszess mit ganz viel Eiter“ erzählte und von Bakterien, die meinem Knochen sagen würden, dass er kaputt ist und deshalb immer weiter wachsen müsse. Und sie erzählte etwas von „schlechten Aussichten auf Heilung“ und noch was von einer „letzten Chance“, die ich jetzt bekommen hätte. Mir war das alles aber erst einmal egal, ich hatte einfach riesigen Hunger!
3 Wochen lang bekam ich jeden Tag verschiedene Medikamente unter mein Futter gemischt, die zwar nicht so doll schmeckten, die ich aber trotzdem immer brav aufgegessen habe. Ich nahm zu, mein Fell im Gesicht fiel aus und wuchs wieder nach und so langsam konnte ich mich auch wieder putzen. Die Tierärztin und alle in der Arche waren überrascht und voller Freude, dass die Behandlung anschlug und ich „über den Berg“ war. Ich musste dann noch weitere 3 Wochen Medikamente nehmen, wurde später kastriert und geimpft und habe mich inzwischen zu einer wirklich schönen Katze entwickelt.
In diesen vielen Wochen versuchte meine Pflegerin mir zu zeigen, dass Menschen gut sind und ich keine Angst mehr haben brauchte. Irgendwann gab ich mir einen Ruck und strich ihr heimlich um die Beine. Beim nächsten Mal ließ ich mich etwas streicheln und irgendwann konnte ich sogar schnurren! ♡ ♡ ♡
Noch einmal wurde ich nach Wochen in der Pflegestelle in diese ätzende Box gesetzt und musste ein kurzes Stück mit der Schaukelkiste fahren. Als diesmal die Decke ab kam, sah ich verwundert ein grosses, helles Katzenzimmer mit anderen Katzen, die mich nett begrüßten.
Nun konnte ich mich nicht mehr verstellen und musste meine Freude mitteilen. Ich schmuste mit meiner Pflegerin wie ich nur konnte. Ich sabberte, kuschelte, schnurrte … Ich war einfach nur glücklich! ♡ ♡ ♡
Seit diesem Umzug in die Arche bin ich eine andere Katze geworden. Ich bin zahm, liebe meine Menschen und finde alle meine Kumpel klasse.
Mir und meinem Gesicht sieht man gar nichts mehr an, ich bin wirklich hübsch geworden. Aber die bösen Bakterien von damals haben in meinem Gehirn wohl etwas bearbeitet, weswegen ich manchmal wie ein batteriebetriebenes Männchen nur hin und her laufe und gar nicht weiß, was ich eigentlich vorhabe. Das passiert mir besonders dann, wenn ich aufgeregt über Besucher bin oder wenn es Futter gibt.
Ansonsten bin ich einfach ich, Eure Skinny
Ich hatte schon einige Interessenten, die mich einmal kennenlernen wollten, aber danach habe ich sie nie wieder gesehen. Warum das so ist, versteht keiner, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass eines Tages der richtige Mensch für mich kommt und mir ein eigenes Zuhause schenkt.
Bis dahin würde ich und meine Freunde aus Raum Rom, die für uns auch einen Wunschzettel gebastelt haben, uns sehr über reichlich Kaustängelchen, ein paar Spielmäuse oder über liebe Paten freuen, die mich einfach so mögen, wie ich bin …“ ♡ ♡ ♡