Kater Janbo aus Raum Paris erzählt …
„Sie nennen mich „Fettmops“, „dicker Garfield“, „Specki“ und manchmal sogar „Rollmops“, obwohl ich gar nicht weiß, wie sie eigentlich darauf kommen!
Mein Name ist Janbo. Ok, „Jumbo“ würde es im Moment schon eher treffen, aber es kommt doch nicht auf’s Aussehen an, oder? Zählen nicht immer nur die inneren Werte? Ich bin halt rund und gesund und heute bin ich an der Reihe, Euch ein wenig aus meinem Leben zu erzählen …
Geboren wurde ich irgendwann irgendwo, vermutlich aber vor etwa 3 Jahren auf den Straßen Deutschlands.
Ja, ich war ein echter Straßenkater!
Ich hatte mein Revier, meine Mädels und war überall gefürchtet. Wenn ich um die Ecke kam, machten alle Platz. Keiner wagte, mich aufzuhalten und alle teilten „gerne“ und brav ihr Futter mit mir, wenn ich es wollte.
Nein nein, ich war kein Schläger, aber zu meinen besten Straßenzeiten brachte ich bestimmt meine 5 kg Kampfgewicht auf die Waage, und das beeindruckte alle.
Wie das auf der Straße nun einmal so ist, musste ich einige Kämpfe um meine Mädels ausfechten. Meistens schrie ich die fremden Kater aber einfach nur furchtbar laut zusammen und schon ergriffen sie die Flucht. Ich war imposant, ich war jung, hatte stahlharte Muskeln und ein sehr lautes Schreiorgan
Eines Tages aber kam ein neuer Kater in mein Revier und machte mir das Leben wirklich schwer. Er verscheuchte die jüngeren Streuner und biss ihnen in den Hintern, er machte sich an meine Mädels heran – und er stahl mein Futter! Das war ja etwas, das ich gar nicht abkonnte, und meine Wut wuchs von Tag zu Tag. Jedesmal, wenn ich zu meinem Futterplatz bummelte, hörte ich schon von weitem sein Gefauche und Gegrummel und kaum war ich angekommen, fand ich nur noch Krümmel vor.
So konnte das einfach nicht weitergehen!
Ich war es leid. Ich hatte Hunger und wollte meine Mädels nur für mich. Er musste weg, und das ein für alle mal! Der Gewinner in diesem Kampf – natürlich würde ich das sein – sollte in meinem Revier bleiben und für immer Ruhe haben.
Eines Nachts beobachtete ich ihn, wie er mal wieder eines meiner Mädels um die Pfoten wickelte. Er war so beschäftigt, dass er mich nicht kommen sah. Das war meine Chance.
Ich überfiel ihn hinterrücks und packte ihn mit meinen Pfoten. Er schrie auf, drehte sich um und biss mir in die Pfote. Rasend vor Wut und Schmerz rollten wir laut kreischend über den Gehweg. Wir kämpften, bis die Haare nur so flogen, wir kratzten und bissen uns immer wieder, es war ein Kampf auf Leben und Tod, und nur einer konnte gewinnen.
Ich weiß nicht mehr, wie lange wie kämpften. Irgendwann standen wir wir nur noch erschöpft und zitternd voreinander und knurrten uns böse an. Wir fixierten uns mit unseren Blicken und jevder wartete auf die Reaktion des anderen. Als ich kurz abgelenkt war, weil ich mich nach einem Geräusch umsah, griff er erneut an. Er verbiss sich in mir und prügelte so auf mich ein, dass mir nur noch die Flucht blieb. Ich befreite mich aus seinen Krallen und rannte um mein Leben.
Ich rannte so lange, bis ich mich in einer Gegend wiederfand, die ich bis dahin gar nicht kannte. Mein früheres Revier habe ich nach dieser Nacht nie wieder gesehen.
Die Wunden heilten mit der Zeit, aber der Kampf hatte deutliche Spuren hinterlassen. Ich musste mich sehr schonen und war ständig auf der Suche nach Futter, wodurch ich sehr viel Gewicht und vor allem Muskeln verlor. Ich ging fast allen anderen Katzen so weit es ging aus dem Weg, denn ich konnte mich nicht richtig wehren und meine Kraft lies nach.
Viele Wochen nach dem großen Kampf fand ich endlich eine Ecke, wo es regelmäßig Futter für Streunerkatzen gab. Hier konnte ich mir wenigstens einigermaßen den Bauch vollschlagen. Die Menschen, die diesen Ort betreuten, bemerkten allerdings meine Anwesenheit und meinen schlechten Zustand.
Als ich ein paar Tage später einen wunderbaren Geruch aus einer Drahtkiste wahrnahm, musste ich natürlich nachsehen, was es da Leckeres gab. Und damit saß ich in der Falle.
Die Fahrt mit der Klapperkiste nahm ich wortlos hin. Als ich in einen komischen Raum kam, in dem es so merkwürdig roch, merkte ich nur noch, wie mich etwas in den Po stach und schlief ein …
Als ich aufwachte, befand ich mich in einem anderen Raum. Mein Po tat weh, ich hatte schrecklichen Hunger – und vor mir stand ein riesen Teller mit Futter!
„Mhh,“ dachte ich mir, „so schlecht ist der Service hier gar nicht!“ Zwei mal am Tag kam ein Mensch, gab mir Essen und machte meinen Raum sauber. Später kam immer noch ein anderer Mensch, der mit mir sprach und mit mir spielen wollte. Manchmal versuchte er auch, mich zu berühren und zu streicheln.
Mir war oft langweilig und ich vermisste mein Straßenleben und auch meine Mädels. Meine Pfleger sprachen aber oft von „FIV positiv“ und dass ich nie mehr frei sein dürfte. Aber als ich einen Raum mit einem Gehege bekam, fand ich das alles ganz okay. Wenigstens gab es hier immer reichlich Futter und man muss schließlich Prioritäten setzen …
Trotzdem war mir so ganz alleine doch langweilig. Eigentlich saß ich den ganzen Tag nur herum und guckte mir die Gegend an. Abwechslung gab es selten. So sollte mein Leben hoffentlich nicht bleiben?!
Sollte es nicht, denn eines Tages verpackten mich die Menschen wieder in eine Kiste und fuhren mit mir in der Klapperkiste los. Die Klapperkiste fand ich im Grunde ja ganz nett, die gleichmäßigen Geräusche machten mich müde und so verschlief ich die ganze Fahrt.
Als die Klapperkiste anhielt und ich aufwachte, war ich in der Arche angekommen.
Hier erwartete mich erst einmal ein nettes Einzelzimmer, aber schon am nächsten Tag kam ich in eine Katzengruppe. Neben anderen Katzen erwartete mich hier ein schwarzer Opa, der ganz komische Geräusche von sich gab und der mir irgendwie unheimlich war. Bis ich merkte, dass er immer so war und es nicht böse meinte, dauerte es etwas.
Der schwarze Opa war jedenfalls der Chef unserer Gruppe.
Dann gab es noch einen schwarz-weißen Streuner, den Sie Karl-Otto nannten, eine hübsche graue Lady namens Mika und eine ganz liebe, ruhige Kätzin namens Benice. Alle teilten mein Schicksal und waren mit dem FIV-Virus infiziert.
Einige Wochen nach unserem Kennenlernen zogen wir alle gemeinsam in einen sehr großen Gruppenraum mit einem schönen Gehege. Hier konnten wir uns wirklich wohlfühlen und wir schlossen alle Freundschaft.
Futter gibt es hier immer reichlich, und ab und zu kommen liebe Menschen zu uns, die mit uns spielen und kuscheln. Mittlerweile finde ich anfassen und schmusen nämlich richtig toll und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es früher ohne auf der Straße war.
Vor ein paar Wochen kam dann noch der kleine Findus in unsere Gruppe. Der kleine Kerl hatte es wirklich nicht leicht. Wahrscheinlich hat ihn seine Mama schon bei der Geburt infiziert, und als er in der Arche ankam, hatte er außerdem eine ganz schlimme Erkältung und war fürchterlich mager.
Ich fand ihn sofort nett und bin mittlerweile sein bester Freund.
Unser schwarzer Opa, der sich doch als ganz okay entpuppt hatte, verließ uns leider vor ein paar Wochen und ist über die Regenbogenbrücke gegangen. Findus hatte sich bis zuletzt sehr lieb um ihn gekümmert, hat mit ihm geschmust und ihn gewärmt, wenn es ihm nicht gut ging. Er hat einen tollen Job gemacht und ich bin stolz auf ihn.
Jetzt passen wir zusammen auf unsere Mädchen auf und keiner darf uns vier stören. Nachdem Opa nicht mehr da war und Karl-Otto als dessen Kumpel nun nicht mehr viel zu sagen hatte, sah ich meine Chance, ihm klar zu machen, dass nun ich der neue Chef in unserer Gruppe bin.
Karl-Otto erinnert mich sehr an meinen bösen Feind von damals, denn der war auch schwarz-weiß. Also habe ich Karl-Otto mehrfach verprügelt. Auch, wenn ich weiß, dass das nicht besonders fair ist. Aber ich möchte meinen kleinen Kumpel Findus und meine beiden Mädels einfach nicht mehr mit jemandem teilen müssen.
Karl-Otto ist deshalb in ein eigenes Zimmer gezogen und hat neue Nachbarn bekommen.
Doch zurück zu mir:
Ich bin jetzt angeblich nicht mehr sportlich und muskulös, sondern dick und rund. Aber Menschen haben davon ja keine Ahnung und wissen eh nicht, worauf echte Katzenmädels stehen. Ich bin beliebt, ich habe Ausstrahlung, ich bin fit und gesund und bei mir muss man wenigstens keine Angst haben, dass ich durchbreche, wenn man mich ganz fest streichelt. Und jetzt hab ich genug geschrieben und darf noch meine Wünsche äußern.
Auch wenn meine Pfleger das natürlich gar nicht wollen: ich wünsche mir leckere Kau-Stängelchen – und gaaaanz viel Futter!