Kater Lino aus Raum Amalfi berichtet …
„Ich, Lino, der Anführer meiner Geschwister, erzähle Euch heute unsere Geschichte.
Wir wurden mit etwa 2 Wochen alleine, nass und hungrig in einem Gebüsch einer Kläranlage gefunden. Das war ganz schrecklich für uns … Mami kam einfach nicht wieder, und obwohl wir sie ständig verzweifelt riefen, weil wir so Hunger hatten, tauchte sie nicht mehr auf.
Dann kam plötzlich ein Mensch, der uns warm einpackte und in die Arche brachte. Trotzdem haben wir noch immer geschrien wie am Spieß, weil wir so durcheinander waren.
Wir hatten furchtbaren Hunger und diese vielen, fremden Gerüche und Geräusche machten uns viel Angst. Dann sollten wir etwas trinken, das zwar ähnlich aussah wie Mamas Milch, aber gar nicht so schmeckte. Und außerdem hatten wir Bauchweh, weil unsere Blase so drückte. Gräßlich.
Unser bisheriges, kurzes Leben änderte sich auf einen Schlag.
Aber es waren scheinbar liebe Menschen, die sich um uns kümmern wollten, denn sie sorgten mit reichlich Ausdauer dafür, dass wir endlich diese neue, komische Milch tranken und auch mal Pipi machen konnten. Die komische Milch gab es in den nächsten Wochen dann rund um die Uhr alle 2 – 3 Stunden – und jedesmal gab es danach eine wundervolle Bauchmassage, die echt Erleichterung brachte.
Mit 4 Wochen sollten wir anfangen, etwas Neues – sie nannten es „richtiges Futter“ – zu essen. Aber da waren wir wunderbar stur und fraßen es nicht einfach, sondern verteilten es stattdessen lieber überall: im Bettchen, auf unseren Pflegern, auf uns …
Mit 5 Wochen schmeckte es dann schon etwas besser, aber auf unsere Milchflasche wollten wir natürlich trotzdem noch nicht verzichten. Dafür sollten wir aber lernen, selbstständig Pipi und Kacki zu machen. Das war ein riesiger Spaß, wenn wir es schafften, innerhalb von Minuten auf die Decken neben dem Kistchen zu pullern und der doofe Samu auch noch in meine Kacki latschte und es überall hintrug!
Unsere Pfleger schlugen jedesmal die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie uns beobachteten. Trotzdem hatten wir super viel Spaß miteinander.
Mit 6 Wochen ließen wir unseren Pflegern keine Möglichkeit mehr, uns drei gemeinsam zu füttern. Sie probierten es immer wieder, aber es war zwecklos! Bekam ich die Flasche, sorgte Samu währenddessen für eine schmerzhafte Wadenpunktion und Joda untersuchte das Fell auf dem Kopf des Pflegers nach Untermietern.
War ein anderer mit gefüttert werden dran, boykottierten wir zwei anderen das Ganze.
Sind nannten uns deshalb auch Monsterkatzen! Unverschämtheit. Aber wir waren halt doch noch süße Babys, und deswegen durften wir dann doch alles machen, was wir wollten …
Manchmal hörten wir, wie unsere Pfleger vor der Tür diskutierten, wer die nächste Mahlzeit geben musste, wer wieviele Kratzer hatte, wer am meisten leiden musste … Das sollte wohl eine Art Wettbewerb sein, um herauszufinden, wer der beste Pfleger ist. Tststs, Menschen sind schon echt komisch!
Mit 8 Wochen reichte es unseren Pflegern dann …
Ok, wir waren etwas verzogen, kannten keine Grenzen und machten was wir wollten. Aber unsere Pfleger waren uns halt wichtig, und deshalb war es doch geradezu unsere Pflicht, Ihnen zu helfen, wo es nur ging. Beim Putzen, beim Fegen, beim Klo reinigen. Entweder saßen wir auf dem Kopf oder der Schulter, kletterten frech den Rücken herauf, verteilten das Zusammengefegte wieder, fielen ins Putzwasser, liefen mit nassen Pfötchen durch das Katzenklo … Jaaaa, wir waren echte Raumpfleger!
Doch dann kam es, wie es kommen musste.
Ich, Joda und Samu sollten in eine Gruppe „integriert“ werden. Resozialisierung nannten die Pfleger das …?! Wir sollten lernen, wie man sich als Katze verhält. Und das Kratzbäume zum Kratzen da sind – und nicht die Menschen. Wie sollten lernen, uns zu ergeben, wenn eine andere Katze stärker ist und wir sollten die Katzensprache richtig lernen? Was auch immer sie damit meinten, sie machten Ernst.
So lernten wir also den dreibeinigen Cooper, den verschmusten Carlson, die schüchterne Mausi, die scheuen Geschwister Pia und Roland und später auch noch das Findelkind Moses kennen.
Cooper war und ist der Anführer unserer Gruppe und hat uns von Anfang an ordentlich die Ohren gewaschen. Carlson, sein Stellvertreter, war nicht weniger streng mit uns, aber ein ruhigerer Lehrer.
Wir haben viel gelernt und Freundschaften geschlossen. Wir sind zwar immer noch total durchgeknallt, wenn es ums Fressen, Kuscheln und Spielen geht, aber wir sind im großen und ganzen doch viel zarter gegenüber den Menschen geworden. Gut, wenn sie sich immer so dünn anziehen, wenn sie zu uns kommen; dafür können unsere Krallen ja nun auch nichts …
Wir drei Brüder hatten sogar schon einmal Interessenten, die uns bei sich aufnehmen wollten. Aber die sind dann kurzfristig wieder abgesprungen. Naja, an uns lag es jedenfalls nicht!
Wir lieben unsere Wohngruppe und alle Menschen, und damit wir auch immer schön ausgelastet sind, wünschen wir uns jede Menge Spielzeug, das wir durch die Gegend schießen und unter unserem Klo verstecken können.
Kuscheldecken zum Ausruhen und Nuckeln wären aber auch Klasse. Denn dadurch, das wir so früh keine Mami mehr hatten, suchen wir uns immer entweder Cooper oder Carlson als Mami-Ersatz zum Nuckeln aus – oder eben weiche Fließdecken.
Oups, ich glaube, jetzt habe ich zuviel verraten. Nicht, das noch jemand denkt, wir wären noch immer kleine Kindsköpfe …?!?“