03. April ’17
Kaninchen sind billig, einfach zu halten, sie äußern sich nicht, wenn ihnen langweilig ist, sie einsam oder traurig sind oder Schmerzen haben. So nerven sie auch niemanden mit Quietschen oder Jammern.
Man findet sie außerdem für wenige Euro in jedem Zooladen und sogar im Baumarkt um die Ecke oder im Internet.
So ein Zooladen oder Baumarkt ist für viele Menschen unglaublich praktisch. Findet man dort doch das günstige und platzsparende Equipment und das billige Fertigfutter gleich mit. Die Wege sind kurz, es gibt reichlich tierische Auswahl und der Einkaufswagen ist schnell gefüllt.
So wird sie also angeschafft, die kleine süße Lotta. Und da ja Kinder in der neuen Familie vorhanden sind, braucht Lotta laut Auskunft des Mitarbeiters auch keinen Artgenossen.
Das sie kurz vorher in ihrem viel zu kleinen Gehege versucht hat, sich hinter ihrer Freundin Hoppeline zu verstecken, die an diesem Ort ihr einziger Halt war, wird übersehen, ist Nebensache.
Solange Menschen denken, dass Tiere nicht leiden, müssen Tiere leiden, weil Menschen nicht denken!
Über die Bedürfnisse oder artgerechte Haltung und Ernährung informiert man sich auch nicht, denn schließlich will man das Tierchen einfach nur schnell mitnehmen und zu Hause aufstellen, um dem Kind ein wenig die Langeweile zu vertreiben.
Also wird das Fachbuch schnell wieder ins Regal gestellt, fix der Einkauf bezahlt und auf geht es ins Auto. Lotta ist sicher in einem kleinen Pappkarton mit ein paar Luftlöchern verstaut – und zittert vor Angst. Laute von sich geben kann sie nicht, denn Kaninchen leiden stumm.
Nach einer kurzen und durchgeschüttelten Fahrt findet sie sich in ihrem neuen Heim wieder. In einer Ecke des Kinderzimmers wurde der Käfig platziert, mit Spänen eingestreut, eine Handvoll Heu ziert die neue Drahtraufe, die Trinkflasche und der Napf sind gefüllt. So sitzt Lotta nun da, alleine und verängstigt. Tag für Tag.
Tiere sind atmende und fühlende Lebewesen – und kein Gegenstand, den man gedankenlos kaufen oder verschenken und irgendwann einfach in die Ecke legen kann, wenn man kein Interesse mehr daran hat!
Die Zeit vergeht. Wurde sie anfangs noch oft von Kinderhänden gedrückt und gestreichelt, sitzt Lotta nun die meiste Zeit unbeachtet in ihrem 100 x 60 cm Käfig.
Hoppeln kann sie schon lange nicht mehr. Ihre Beine sind steif vom Sitzen. Ihr Po ist völlig verdreckt und mit Kot verschmiert, ihre Haut ist wund. Fressen kann sie nur noch mühsam, denn ihre Zähne haben scharfe Kanten. So gräbt sie in ihrer Verzweiflung die kleinsten Körnchen aus ihrem Napf, um wenigstens etwas in ihrem Bauch zu haben. Das sie kein Heu frisst, fällt zwar auf, dem wird aber keine weitere Beachtung geschenkt.
Und als das Kind nun größer wird, das Interesse überhaupt nicht mehr vorhanden ist und zudem ein Umzug ansteht, muss Lotta weg.
Wir nahmen sie am 29. März 2017 bei uns in der Arche auf – ihre Geschichte ist leider nicht erfunden.
Nun ist Lotta tot. Ihr Po war schlimm entzündet, ihre Hinterbeine so steif, dass sie sich kaum bewegen, sitzen oder gar laufen konnte. Da sie nicht frass, wurde sie von uns vorsichtig zwangsernährt und umgehend unserer Tierärztin vorgestellt.Lottas Zähne waren in desolatem Zustand. Die Kauflächen abgenutzt und mit fiesen Kanten versehen, die jeden Bissen zur Qual werden ließen. Ihre Nierenwerte waren gravierend schlecht und ihr kleiner Körper vergiftet. Sie wirkte moppelig, war tatsächlich aber stark abgemagert und in ihrer Bauchhöhle gab es Strukturen, die dort nicht hingehörten.
Mit so gut wie keiner Aussicht auf Heilung und stattdessen einem nur noch längeren und hoffnungslosen Leidensweg, entschlossen wir uns schweren Herzens, Lotta heute Mittag in Ruhe gehen zu lassen.
Sie hat wirklich genug gelitten. R.I.P. arme, kleine Lotta.
Lass es Dir auf der immergrünen Wiese so richtig gut gehen. Hoppel herum, was das Zeug hält, kuschel mit Deinen Freunden, so lange Du willst, genieße Deine Freiheit und futtere, was immer Dein kleines Kaninchenherz höher schlagen lässt …
Run free! ❤️ ❤️ ❤️