Kätzin Lola / © 2018 Arche KaNaum (NH)

 * ca. 2002       †  02.12.’18

Als ich vor fünf Monaten zu euch kam, habe ich mein Alter nicht verraten und auch sonst nichts über mich. Ich wollte erstmal sehen, was ihr so für Menschen seid und ob es mir bei euch überhaupt gefällt.

Meine liebe Mama war gestorben und ließ mich mit weiteren vielen Katzen und Hunden zurück. Wir hatten ein schönes Leben bei ihr, sie kümmerte sich so gut es eben ging, Essen hatten wir immer genug. Irgendwann schaffte sie es nur noch, uns zu füttern, alles andere wurde ihr zu viel, es ging ihr schlecht und dann war sie plötzlich weg.

Dann kamt ihr und nahmt einen ganzen Teil unserer großen Gruppe mit. Ihr wart nett und redetet ruhig mit uns und schwups, saßen wir schon in den Kisten. Nach einer längeren Fahrt durften wir in einem großen Raum aussteigen und uns über das leckere Futter hermachen. Das war toll.

Ihr habt uns dann auch von den unzähligen Flöhen befreit, uns einer netten Frau Doktor vorgestellt und versucht, uns aufzupäppeln. Blut wurde genommen, Zähne gezogen, Wurmkuren verpasst …  Nicht alles war toll, aber wie ich bemerkte, tat es gut. Dreimal am Tag gab es endlos viel zu fressen, das war so richtig toll und entschädigte schnell für die doofen Untersuchungen.

Unsere Gruppe war und ist eine ganz besondere, sagt ihr. So viel Liebe hatten wir zu vergeben, und zwei besonders tolle Menschen gaben uns ganz viel Liebe zurück. Wir haben nie gestritten, immer war der eine für den anderen da. Wir hatten Respekt voreinander, mochten uns, wir lebten hier sehr harmonisch.

Bei meinen Freunden half die gute Pflege, alle wurde dicker und hübscher, nur ich nicht. Ich nahm immer mehr ab, obwohl ich jedesmal ordentlich meinen Teller leer putzte. Ihr nanntet mich liebevoll „Rippchen“ und ja, es passte zu mir. Jeden Knochen konnte man zählen. Eine weitere Untersuchung bei Frau Doktor ergab keine Krankheiten, auch meine Blutwerte waren super. Bis auf mein Aussehen ging es mir gut. Bis heute. Heute morgen war mein Körper schwach, mir war komisch, ich wollte nur noch schlafen. Pfleger kamen und bemerkten gleich, dass ich keine Kraft mehr hatte. Sie streichelten meinen dünnen Körper, sprachen beruhigend und gaben mit nochmal leckere Milch, die ich gerne nahm. Und dann schlief ich weiter. Später kam noch eine Pflegerin und auch die war ganz lieb, setzte sich lange zu mir, sprach mit mir, streichelte mich und deckte mich zu. Ich schnurrte und fühlte mich leicht und noch müder, aber ich war so zufrieden in dem Moment. Alle meine Freunde schnurrten mit mir, und als die Pflegerin die Tür nach draußen öffnete, konnte ich gehen, meine Seele war frei.

Ich bin gegangen und lasse euch und meine Freunde zurück, aber ich treffe meine Mama und meine früheren Freunde wieder, und ich bin wieder jung und kraftvoll. Ich habe euch mein Alter nie verraten, aber ich danke euch, dass ich in meiner letzten Zeit bei euch sein durfte.

Wir haben schon viele Schützlinge begleiten müssen, der letzte Weg ist immer der schwerste und jedesmal tut es weh. Bei Lola war es heute trotzdem anders, in ihrem Zimmer herrschte so eine friedvolle Atmosphäre und jeder ihrer Freunde verabschiedete sich. Frieda ging zuletzt nochmal zu ihr und tretelte schnurrend auf ihrem Körper. Spencer, Melody, Greta und die anderen saßen in unserer Nähe und schnurrten, Fuchur setzte sich in die offene Balkontür, guckte zu uns und dann hinaus. Das ging unter die Haut und trotz der Trauer sind wir froh, dass Lola ruhig und friedlich in ihrer Gruppe von uns gegangen ist. Wir werden sie nie vergessen. ❤️❤️❤️